Freiräume
Zeigten wir im ersten Band der Münchner Perlen, der zum 25-jährigen Bestehen der Architekturgalerie München erschien, besondere Bauten in München, so haben wir uns jetzt, 10 Jahre später, mit Architektinnen und Landschaftsarchitektinnen auf die Suche nach ihren Lieblingsfreiräumen in der Stadt begeben. Nicht erst das Jahr 2020, in dem der öffentliche Raum zeitweise zum einzigen legalen Bewegungs-, Begegnungs- und Kulturraum der Stadtbewohner wurde, zeigt deutlich den Wert und die Notwendigkeit von wohnungsnahen Erholungsflächen, Gärten, Parks und Plätzen. Seit Jahrhunderten sind es die Freiräume, die die Städte prägen und gliedern, sie ökologisch versorgen und dem öffentlichen Leben Raum geben. Sie bezeichnen Lagen und Adressen in der Stadt, sie sichern die Orientierung und bestimmen maßgeblich die Wahrnehmung und das Bild von Städten. Weltweit bekannt ist München für seinen Englischen Garten und die Theresienwiese, für repräsentative und historische Plätze wie den Odeons-, Marien- oder Königsplatz, die Prachtstraßen der bayerischen Könige Ludwig I. und Maximilian II. und auch für neue Kultorte wie die Eisbachwelle oder den Gärtnerplatz.
Die Qualität der Stadt findet sich aber nicht nur hier. Wir suchten und fanden mit den Freundinnen der Architekturgalerie München weitere besondere Freiräume in der Stadt: Orte der persönlichen Entdeckungsfreude und des individuellen Rückzugs. Orte, die übrig geblieben sind und sich herausgebildet haben, nachdem die Stadt um sie herum gewachsen ist. Orte, die sorgfältig gestaltet wurden und doch unentdeckt geblieben sind und solche, die niemand gestaltet hat und die erst dem aufmerksamen Betrachter ihre Eigenart offenbaren. Die Architektinnen und Landschaftsarchitektinnen schildern ihre Liebe zu den großen öffentlichen, zu alltäglich genutzen und zu kleinen privaten Räumen: zu Landschaften und Parks, zu Flussufern, Inselspitzen und Brücken, zu gemeinsam genutzten Innenhöfen und Dachterrassen, zu Straßenecken, Parkplätzen, Sitzstufen, Steinbänken und Baumkronen.